Enja's abenteuerlicher Sprung in ein neues zu Hause

Enja hat relativ schnell einen etwas extravaganten Charakter gezeigt, was sie deutlich ihre Körpersprache zum Ausdruck gebracht hat. Bei Menschen würde man das als hochnäsig bezeichnen, bei Hunden hat das schon wieder was Apartes, wenn es das Zusammenleben auch nicht immer einfach macht. Enja hat eine sehr gute Fähigkeit, Gefühle und Einstellungen bei den Zweibeinern zu erfassen und dieses Wissen durchaus für Ihre Zwecke einzusetzen. Eine Fähigkeit, die manchen Spaziergänger fast bis zur Verzweiflung gebracht hat.

Aber wir wollen diesen Charakterzug auch nicht zu sehr ausschmücken, vor allem weil sich hinter dieser großspurigen Art in Enja’s Fall eine durchaus hochsensible Hündin verbirgt, die diese Fassade auch dafür verwendet um ihre Unsicherheit zu verbergen. Eine Unsicherheit, die sicherlich vor allem durch die Vernachlässigung und fehlende Sozialisierung der vorherigen Haltung geprägt wurde. Und obwohl es durch den intensiven Einsatz des Stationsteams und der lieben Helfer langsam eine „Schutzschicht“ nach der anderen abgelegt wurde und langsam Enja’s strahlender Charakter zum Vorschein gab, so gab es immer auch mal wieder Rückfälle: Als einmal ein schweres Gewitter über das Nordlicht zog, ist Enja vor Angst ziemlich wild geworden und hat damit auch die meisten anderen Bewohner der Station angesteckt. Umso mehr haben wir uns gefreut, als sich mit der Familie F. Menschen für Enja begeisterten, die schon lange einen freundschaftlichen Kontakt mit dem Nordlicht pflegen und selbst viel Erfahrung mit Nordischen aufweisen können. Nach einer  intensiven Kennenlernphase, in die ersten zarten Fäden des Vertrauensbandes verknüpft wurden, war es endlich soweit: Enja durfte bei ihrer neuen Familie einziehen. Was für die Familie F. dann folgte, war eher eine Abenteuerreise denn ein sanftes „sich-aneinander-gewöhnen“, doch lesen Sie diesen Bericht aus erster Hand:

 

Als wir den Entschluss fassten, den frei gewordenen Platz in unserer Familie wieder einer Bewohnerin aus dem Nordlicht anzubieten, waren wir davon überzeugt, dass unsere langjährige Erfahrung mit Nordischen uns qualifiziert, jede Herausforderung anzunehmen und uns durch nichts mehr überraschen zu lassen… und dann kam ENJA.

Nach einer ziemlich turbulenten Heimfahrt, auf der wir ihr deutliche machen mussten, dass der Fahrersitz nicht vom Hund besetzt wird und die Innenverkleidung auch bitte dranbleiben muss, ebenso die Sicherheitsgurte, kamen wir ziemlich erschöpft zu Hause an.  Enja schlief gleich mitten im Wohnzimmer ein und wir freuten uns, dass bislang alles relativ friedlich gelaufen war.

Der nächste Morgen bot uns die erste Überraschung: Enja hat nicht nur eine besonders laute und durchdringende Stimme, sie setzte diese auch vollschichtig ein, sodass wir erst einmal ein Rundschreiben an die Nachbarn aufsetzen, die Sachlage erklären und uns für die Ruhestörung entschuldigen  mussten. Das Ganze mit einem zuckersüßen Foto unserer pelzigen Mitbewohnerin garniert… verteilt, fertig. In den nächsten Tagen versammelten sich zahlreiche Schaulustige an unserem Gartenzaun, die lautstark den armen Hund bedauerten, was dieser zum Anlass nahm, die Tonlage und Lautstärke seines eigenen Geheuls noch etwas höher zu drehen und ziemlich selbstgefällig betrachtete, was sich da alles abspielte. Untätig daneben zu sitzen und ein strenges „Nein!“ abzulassen, sobald Enja anfing zu heulen brachte nichts, da sie im Sekundentakt sofort wieder neu ansetzte, sobald der letzte Ton verklungen war, also Strategie ändern! Ich begann nun den Garten umzugraben und Wurzeln von gefällten Koniferen zu roden. Was für ein Erfolg! Enja beruhigte sich zusehends und rollte sich zufrieden in der frisch umgegrabenen Erde zusammen.  (Im Rückblick erklärt sich das so: die Hunde aus dem Nordlicht sehen täglich arbeitende Menschen in der Station und wissen: je mehr die Menschen schwitzen, umso besser für uns!)

Nachdem die Gartenarbeit im Laufe der ersten Woche für eine Beruhigung bei Enja gesorgt hatte, bahnte sich die nächste Katastrophe an: Schwere Gewitter zogen über NRW. Unsere Hunde schlafen üblicherweise nachts mit uns im Haus; das klappte auch bei Enja in den ersten Nächten ganz gut. Als in der Nacht von Sonntag auf Montag die ersten Donnerschläge ertönten, war es allerdings mit der Nachtruhe vorbei: wir konnten gar nicht so schnell aus dem Bett springen, wie Enjas Zähne unsere Möbel schredderten, die Schreibtische in Panik abgeräumt wurden und Enja bei dem Versuch die Fenster auszubauen gestoppt werden musste. Den Rest der Nacht hielten wir einen verängstigt zitternden Hund zwischen uns im Bett fest. Leider ging es in der folgenden Nacht mit einem neuen, noch schlimmeren, Gewitter weiter und Enja zog erneut eine Spur aus Angst und Verwüstung durch unser Haus, bis wir sie einfangen und wieder in unserem Bett stationieren konnten.

Nun war für den Hund klar: „Das Haus ist ein gefährlicher Ort; wenn man da abends reingeht, knallt es.“ Es dauerte eine Woche bis Enja wieder bereit war, in ihrem eigenen Bett zu übernachten. Tagsüber betritt Enja das Haus nun – zwar zögerlich – zum Fressen, zum Mittagsschlaf und um uns darauf hinzuweisen, dass sie (schon wieder?) hungrig ist. Abends ist es immer noch schwierig, sie davon zu überzeugen, dass es dort sicher ist.

Unsere ersten Wochen bestanden zwar überwiegend aus schlaflosen Nächten und anstrengenden Tagen – die beiden Urlaubswochen waren gut investiert – aber es gab durchaus auch angenehme Überraschungen: Enja läuft perfekt an der Leine (ein Riesendankeschön an alle, die im Nordlicht daran gearbeitet haben!), sie ist sehr gut sozialisiert und verträglich mit allen Artgenossen, sie akzeptiert den Kater Karl – Heinz (welcher auch auf unserer Versorgungsliste steht), sie hat einen tollen Charakter!

An dieser Stelle ist noch zu erwähnen, dass sie sich beim Besuch unseres Sohnes mit dessen Familie und Islandhund Bjarki mustergültig verhielt, solange die Familie bei uns war. Beide Hunde hatten 2 Tage lang großen Spaß an den wilden Rennspielen und vertrugen sich super. Nach der Abreise der Familie begab sich Enja in das Bett, in dem unsere Schwiegertochter mit dem Baby übernachtet hatte und setzte die Matratze unter „Wasser“ (hier wurde der Schaden von uns kommentarlos beseitigt).

Es gibt noch sehr viele Baustellen, die wir gemeinsam bearbeiten müssen, aber für uns ist klar: Enja ist unsere Herzdame!

Die ersten 21 Tage waren extrem anstrengend für uns, aber wir hatten ein super Coaching: Ein dickes Dankeschön an Dich, Corinna vom Nordlicht, dass Du immer ein offenes Ohr und ein offenes Herz für unsere Sorgen und Zweifel hattest, dass Du uns kompetent beraten und unterstützt hast. Wir haben einmal mehr gesehen, wie wertvoll Deine Arbeit ist und dass Du Deine Schützlinge und ihre neuen Familien nicht im Stich lässt.  

 

 

Wir ziehen voller Hochachtung unseren Hut für diese geduldige, einfallsreiche Handhabung! Auch wir haben durch diese Vermittlung wieder allerhand gelernt-vor allem, wie schön es ist, dass es bei all den vielen Menschen, die Hunde so gedankenlos und grausam behandeln, auch einige ganz besondere Menschen gibt, die durch ihre hingebungsvolle Art diesem sinnlosen Leid etwas so wunderbares entgegenzusetzen haben. Familie F. hat nie die Nerven verloren, gute Nachbarschaftsverhältnisse aufs Spiel gesetzt, kommentarlos viele Schäden beseitigt und sich so manch eine Nacht um die Ohren geschlagen oder viel zu früh beendet, um einer unsicheren Hundeseele das Gefühl von zu Hause zu vermitteln. Und die viel gerühmte bedingungslose Liebe von Hunden einfach mal als Vorleistung dem Hund vorneweg zu schenken. Einfach nur toll! Wir freuen uns auf weitere Geschichten von Enja und wünschen allen zusammen viel Spaß und tolle Erlebnisse, vor allem aber auch viele geruhsame Stunden zusammen!

Herzlichst, das bewegte Nordlicht-Team

 

 

Enja im Sturm

Behutsam wurde Enja von Nicole und Gabi auf das Spazieren gehen vorbereitet. Nun ist Enja schon ein wenig routiniert bei ihren Ausflügen. Sie geht nun auch schon mit Gabi und ihrer Familie wie sie hier auf den Bildern erfahren können auf Pirsch. Der Orkan, der vor 2 Wochen über Schleswig-Holstein hinwegfegte, hat auch in unserer unmittelbaren Umgebung viele Spuren hinterlassen. Dasanschließende Waldstück ist fast restlos umgekippt. Enja  berichtet jedoch: Die Station ist wohlauf! Bei uns haben alle Bäume dem Sturm getrotzt und es ist nichts und niemand zu Schaden gekommen. Wir können weiter arbeiten und Enja möchte ihre Erfahrungen mit der Umwelt weiter neugierig erkunden und immer sicherer werden.

"Enni's" erster Spaziergang vor den Türen der Station

Langsam und bedächtig und die Nase immer dicht über den Boden, so erkundet Enni die ungewohnte Umgebung außerhalb der Station. Dieser Schritt ist für uns wieder ein Meilenstein auf dem langen Rehabilisations- und Sozialisierungsweg unserer Animal Hoarding Schützlinge. Und Enni hat ihre Sache gut gemacht! Sie hat absolut aufmerksam und stressfrei geschnuffelt und erkundet, sogar Fährten aufgenommen und ihre Nordischen Qualitäten prächtig unter Beweis gestellt! Ja, langsam aber sicher entfaltet sich auch bei Enni eine prächtige Persönlichkeit, geprägt vom Nordischen Durchsetzungsvermögen, gepaart mit hinreißendem Charme und dem entsprechenden überzeugenden Aussehen. Einfach klasse!

Enni

 

Wir haben derzeit ausschließlich Hunde aus Animal Hoarding Fällen bei uns im Nordlicht wohnen. Was steckt hinter diesem Ausdruck und was bedeutet das für die Tiere?

 

Animal hoarding bezeichnet das krankhafte Sammeln von Tieren und stellt damit eine der sicherlich grausamsten Form von nicht artgerechter Haltung dar.

Gerade für Hunde, welche von Natur aus hoch entwickelte, soziale Wesen sind, bedeutet der Umstand in einer Massenhaltung zu leben oftmals massiven Stress. Den Tieren wird absolut keine Möglichkeit geboten, die eigene Persönlichkeit zu entwickeln, auszuleben und Erfahrungen zu sammeln.

Das ist ein optimaler Nährboden für Unsicherheiten und Ängste und als Folge wird die Umwelt als etwas Bedrohliches wahrgenommen.

Wachsen Hunde unter derartigen Bedingungen auf, gilt es die "Mauer der Angst" zu durch brechen. Die Werkzeuge, die wir dafür benötigen, heißen: Vertrauen, Geduld aber auch Willenskraft sowie ein paar Hilfsmittel, wie z.B. die Käsetube. Die unscheinbare Tube hat scheinbar magische Kräfte. Diese lassen sich aber mittels der Verhaltensbiologie relativ einfach erklären: Der Käse an sich dient als positiver Verstärker des Erlebten und gleichzeitig wird der Hund durch die beruhigende Handlung des Schleckens in eine entspannte Haltung gebracht.

 

Mit dieser Methode haben wir schon einige Erfolgsgeschichten geschrieben. Wir begleiten unsere Schützlinge behutsam auf dem Weg, Unsicherheiten nach und nach abzulegen, Ängste abzubauen und Vertrauen gegenüber der Welt und Zweibeinern aufzubauen.

 

Dieser Weg ist wahrhaftig kein einfacher, wie uns Enya, auch liebevoll Enni genannt, deutlich aufgezeigt hat.  Sich in der Station einzuleben, ist ihr sehr schwer gefallen und es hat Wochen in Anspruch genommen. Immer wieder verlor sie scheinbar „die Nerven“ und bekam regelrechte Panikanfälle. Wie beschrieben, hat sie nie gelernt mit einer neuen Umgebung zurechtzukommen. Es gab einfach keine Erfahrung, auf die sie sich berufen konnte. Glücklicherweise ist das alles ist Schnee von gestern. Und wir freuen uns umsomehr, dass wir Ihnen nun einen wahrhaft nordischen Dickschädel vorstellen dürfen.

Es scheint, als keimt ein kleiner Samenkorn in Enya auf. Denn was wir vor unseren Augen heranwachsen sehen, ist eine selbstbewusste, offene (wenn auch mit nordischer Distanz), neugierige, charmante, bildhübsche Hündin. Und sie wächst schnell.

So haben schon einige behutsame und gleichzeitig intensive Trainingseinheiten ausgereicht und

und Enya lässt sich berühren, ein Geschirr umlegen hat sogar schon erste, wenn auch noch etwas wackelige Gehversuche an der Leine absolviert.

Mittlerweile lässt sie sich, ganz zum Stolz und zur Freude ihrer Bezugspersonen, am Kinn auch schon mal so richtig durch kraulen und genießt dabei.

Enni ist nun auf dem richtigen Weg und wir freuen uns sie dabei zu begleiten, ihren Mut und ihr bärenstarkes Wesen immer weiter herauszuholen.

 

Freuen Sie sich auf den nächsten Bericht!

 

Dürfen wir vostellen: Enja

Enja ist ziemlich das genaue Gegenteil ihrer schüchternen Mitbewohnerin Shy. Sie hat einen huskytypischen Dickkopf, der durch das verspielte Alter von 2 Jahren noch wunderbar verstärkt wird. Das bedeutet keineswegs, dass sie mit der „Tür ins Haus fällt“. Nein, das Herz dieser Hündin wartet noch darauf erobert zu werden (von Ihnen?).

Wie das geht?

Aufmerksamkeit ist auf jeden Fall eine wichtige Zutat. Denn zahlt Enja auch doppelt und dreifach zurück. Soll sie für ihr Leckerli bestimmten Kontaktspiel-Aufforderungen nachkommen, ist sie mehr als 100% dabei. Das macht einfach Spaß. Wir zeigen ihnen wie viel. Ein Anruf genügt.